Im Ernst: Die Luftverschmutzung steht auf den vordersten Plätzen der Rangliste der häufigsten Todesursachen in Indien. Das war neulich in der Zeitung zu lesen. Varanasi macht da keine Ausnahme. Und weil wir die Statistik nicht noch weiter nach oben treiben wollen, packen wir langsam unsere Koffer :o( !
Ach und noch eine Titelzeile: "Atemschutzmasken in Peking ausverkauft" (BILD vom 19.1.13). Nicht mehr zu kriegen sind sie hier in Varanasi übrigens jetzt auch, weil Ariane den ganzen Restbestand von 200 Stück für ihr nächstes Projekt aufgekauft hat.
Breathe?
"Fresh air was abolished!" is Ariane's favorite quote from Helge Timmerberg's book "Shiva Moon", which she appreciates very much. Helge is not right: look, the air was only closed! It's probably something broken here, and a Craftsman not at hand, because of his "Holy dip" in the Ganga, or so....
Monika
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Zu Ehren Saraswatis veranstaltete das "Kulturamt" der Stadt gemeinsam mit der "Sangeet Parishad" Institution, die sich um die kulturelle Tradition in Varanasi bemüht, ein großartiges Konzert. Diese Konzerte sind für die Bevölkeruing von Varanasi gedacht und kostenfrei. In der letzten Zeit aber waren die Veranstaltungen immer voll mit "Hippies", was auf Dauer nicht wirklich gerne gesehen wurde. Jetzt verzichtet man deshalb auf öffentliche Bekanntmachungen und verschickt stattdessen Einladungskarten unter sich. Wir hatten das Glück, einer solchen Einladung, die uns freundlicherweise Navneets Vater, Shanti Raman besorgte. Obwohl das Konzerthaus seit mindestens den 70ern dort stehen muß, konnte uns in der Residency keiner so richtig bescheiben, wo es sich befindet. So waren wir wieder auf nette Leute und unser Glück angewiesen, um rechtzeitig dort anzukommen. Und wir hatten beides, das Glück zur richtige Zeit am richtigen Ort zu sein und dort die netten Leute zu finden, die uns die Adresse auf unserer Einladungskarte einfach von Hindi ins Englische übersetzten, damit wir unserem Rikschafahrer das Ziel nennen konnten. Aber mehr noch: sie führten uns auch durch das Gassenlabyrinth hinter den nördlichen Gaths, in dem wir hoffnungslos verloren gewesen wären, bis zur nächsten Hauptstraße und organisierten selbst den Rikschafahrer, der uns dann sicher bis vor die Tür der Konzerthalle brachte.
Mit der Karte öffneten sich dann dort gleich alle Türen für uns von Weitem. Die ersten Reihen waren für die Varaneser Creme reserviert, die gerne unter sich ist. Die Ramans sen. warteten bereits drinnen. Ihre Familie gehört zur allerbesten Schicht Varanasis, deshalb war ihr Platz ganz vorne, und unser eben dann auch - als ihre Gäste. Der absolute Ehrengast aber an diesem Abend, war die älterste Dhrupad -Sängerin Varanasis, vor der sich alle respektvoll verbeugten, eine wundervolle alte Dame! Die Fotografen konnten von ihr nicht lassen.
Das Konzert selbst war großartig, wenn auch etwas zu laut, denn die Instrumente wurden über Mikros verstärkt und über überdimensionale Lautsprecher wiedergegeben, was absolut nicht nötig war. Der Sitarspieler war diesmal der hier berühmte Ustad Shujaat Khan. Seine spezielle Art, Sitar zu spielen, ist bekannt als "gayaki ang", mit dem Ziel, die menschliche Gesangsstimme zu imitieren. Und so war's im Grunde genommen wieder eine Art Drupad-Konzert :o)
Ach scheeee....!
In Concert 3
In honor of Saraswati, the "official culture" of the city organized jointly with the "Sangeet Parishad 'institution a great concert. We were lucky to get an invitation that got us kindly Navneets father, Shanti Raman.
The first rows were reserved for "Varaneser cream". The Raman sen. were already waiting inside. Their family belongs to the very best layer of Varanasi. The absolute guest of honor that evening was the most senior Dhrupad singer of Varanasi, a wonderful old lady!
The concert itself was great, but a little too loud, because the instruments were amplified by microphones, which was absolutely not necessary. The sitar player was the famous Ustad Shujaat Khan. His style of sitar playing, known as gayaki ang, aims to imitate the human voice.
Monika
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Nachdem wir „Magha Amavasya“ mit kilometerlangen (!) Pilgerschlangen in der Altstadt (Varanasi ist keine große Stadt) gut überstanden haben, waren die Anhänger Saraswatis (und alle anderen auch) bereits in den Startlöchern, „Vasant Panchani“ zu feiern – lautstark, wie immer. Vasant Panchami ist ein hinduistisches Frühlingsfest und der höchste Feiertag der Göttin Saraswati, die wiederum für die Schönheit und Weisheit zuständig ist. Sie ist sozusagen die Patronin aller Künstler und Gelehrten. Es ist ein Feiertag an allen Schule und Universitäten, und es ist ein guter Tag, um mit dem Lernen zu beginnen. Also schreiben viele Kinder heute ihren ersten Buchstaben. Man baut überall kunstvolle Saraswati-Figuren und -Altäre aus Stroh und Ton mit viel Schmuckwerk und Blumenkränzen. Wer dafür keine Zeit oder Platz hat, kann eine kleine Tonfigur an den unzähligen Straßenständen erwerben, die zu diesem Zweck überall wie Pilze aus dem Boden wachsen. Die Anhänger legen ihrer Göttin dann ihre Paletten, Musikinstrumente oder Schreibzeug zu Füßen, um sie für die „göttliche Eingebung“, also Erfolg segnen zu lassen. Gelb ist ihre Farbe an dem Tag und viele Menschen kleiden sich so und verschenken gelbe Blumen. Auch Süßigkeiten und andere Lebensmittel werden (wenn man Glück hat mit Safran) gelb gefärbt. Gelb ist auch hier die Farbe des Frühlings und des Lebens. Ein paar Tage dauert die feierliche Zeremonie, bevor am letzten Tag die Figur mit großem Tam Tam in einer Prozession zum Ganges getragen wird, um sie dort mit viel Freude zu versenken. “Tam Tam“ heißt, dass diese Figur auf einen Karren oder ein Auto geladen wird, an dem auch noch eine Musikanlage in den Ausmaßen eines Einfamilienhauses Platz haben muss. Die Anhänger (bei diesem Programmpunkt nur noch Männer) drehen dann die Anlage auf „Max+“ und hüpfen wie von der Tarantel gestochen zu India-Bollywood-Holy-Techno den ganzen Weg durch die Stadt bis zu den Gaths. Sie bewerfen sich und alle, die vorbeikommen, mit megentafarbigem Pigment und rufen allen gute Wünsche zu. Der Weg zum Ganges kann schon mal sehr lange dauern, und von diesen „Love-Parades“ im Miniformat gibt es Hunderte (!) täglich. Hunderte, weil, es den Jungs anscheinend sehr viel Spaß macht und deshalb jede auch noch so kleine Gruppierung sich bildet, um die Göttin gemeinsam versenken zu können. Jede Figur, bzw. deren Versenkung muss aber angemeldet werden. Jede Saraswati bekommt dann ihren genauen Zeitpunkt und genauen Ort des feierlichen Plumps zugewiesen (inkl. 12 Stempel mind.). Und da nicht so viele Plumpsstempel auf einmal vergeben werden können, weil nicht so viele Plumpsstellen am Ganges vorhanden sind, als zu plumpsen begehrt wird, wird eben auch noch drei Tage weitergeplumpst, obwohl am 15. eigentlich ausgeplumst hätte sollen. Die täglichen Hochzeitszüge mussten, um mithalten zu können, ihre Anlagen natürlich dann auch „ein wenig aufstocken“. Unsere Fenster und Trommelfelle vibrierten mit den Subwoofern um die Wette, und es ist schwer zu sagen, wer gewonnen hat.
Seit zwei Tagen ist ausgeplumpst und es wird anscheinend das erste Mal seit dem 15. Januar nicht geheiratet. Das bisschen Hupen und Klingeln auf der Straße ist nun wie ein liebliches Schlaflied für unsere erste „Stille Nacht“ seit fünf Wochen. Aber vielleicht bin ich auch nur taub geworden.
Am nächsten Morgen schwimmen Hunderte von Göttinengerippen im Ganges. Ein schauriges trauriges Bild: der Ton hat sich aufgelöst, übrig bleiben Schmuck- und Blumenketten, Glittertücher und die Strohkonstruktionen der Figuren. Manche Touristen erschrecken bei ihrem Anblick, wie sie so im Gages treiben, und sind überzeugt, bei dem einen oder anderen Stroharm oder –bein nicht ganz verbrannte Leichenteile vor sich zu haben
Aber es gibt hier nichts, was nicht recycelt wird. Am Nachmittag werden die Gerippe wieder eingesammelt, getrocknet und anschließend zu neuen Göttinnen umgearbeitet. Die nächste wird „Holi“ sein, die hier im März plumpst. Uns beide erwartet aber noch „Magha Purnima“ am 25. Februar, ein besonderer Badetag, diesmal dem Gott Satyanarayana gewidmet. An diesem Tag im Ganges zu baden, ist………..(den weiteren Text kennt ihr glaube ich schon).
Oh my Goddess!
After we survived "Magha Amavasya", the next devotees were waiting for celebrating "Vasant Panchani" - loudly as ever. It is a Hindu spring festival and the highest holiday of the Saraswati, Goddess of beauty and wisdom. She is the patroness of all artists and scholars. It's a holiday for all schools and universities. On this day people wear yellow clothes and offer yellow flowers to the gods. Even sweets and food are coloured yellow by adding saffron. Everywhere you could find artful Saraswati figures and altars made of straw and clay with a lot of colorful scarves and garlands. On the last day of the ceremony the figure was carried with large Tam Tam in procession to the Ganges for sink them in the water with great pleasure.
It's all very very very loud.
Since two days it’s quiet - or I've become numb.
But there is nothing here that is not recycled. In the afternoon, the leftover straw dolls are again fished out of the Gages, dried, and then fashioned into new goddesses.
Monika
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Wer von uns erwartet, dass wir ein chronologisches Tagebuch schreiben, den müssen wir enttäuschen. In Varanasi passiert jeden Augenblick so Vieles gleichzeitig, dass wir nur einen Bruchteil davon im Blog widergeben können. (Heute ist z.B. Generalstreik in Indien) Bei Tausenden von Göttern in Indien, davon 108 Hauptgötter, die alle ihren Feiertag und ihre Anhänger haben - und jedem einzelnen sind in unserer Stadt mehrere Tempel geweiht - da wird es langsam unübersichtlich, wer davon gerade dran ist, unseren Tag und die Nacht zu bestimmen.
Unsere Geschichten trudeln dann nach und nach ein, wenn wir uns aus dem Leben und Tod da draußen zurückzuziehen versuchen, um symbolisch durchatmen zu können. Symbolisch, weil ein körperliches Durchatmen hier in Varanasi nicht vorgesehen ist.
In diesem Sinne,
*(Auszeit am anderen Gangesufer / Time-out at the other bank of the Ganga
chronological diary?...
...forget it!
In Varanasi happens every moment so much at the same time that we just can only give a fraction of it in the blog. (Today, for example, there is a general strike here, I read in the newspaper). With thousands of gods in India, including 108 main gods, each (!) has his/her holiday and several temples in our city - it's getting confusing meanwhile. Our stories come by and by, if we can pull back, take a deep breath - (only) symbolic, because a physical breath is not provided in Varanasi.
In this sense, :o)
Monika
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