Mauni Amavasya
10. Februar
Es ist „Mauni Amavasya“ ein Hindu-Feiertag und einer der Hauptbadetage im Ganges. An diesem Tag treten Sonne und Mond in das Zeichen des Steinbocks ein. Es ist der Tag, an dem Manu Rishi (der Stammvater der Menschheit) vor Millionen vor Jahren auf der Welt erschien. Die Hindus glauben, es sei der Tag, an dem das Universum erschaffen wurde. Auf der Kumbh Maha strömen mehr als 30 Millionen Pilger zum Gangesufer, um zu Baden und zum Gott Vishnu zu beten. Auch in Varanasi werden wieder viele Menschen ihr rituelles Bad am Morgen feiern. Wir wollen wieder dabei sein und machen uns um 4 Uhr morgens auf Richtung Hauptgath (Dasashwamedh Gath). Der Rikshafahrer kann uns nicht bis zum Ziel fahren, denn der letzte Abschnitt der Zugangsstraße ist für den Verkehr gesperrt worden. Das ist anders, als beim letzten mal im Januar. Aber es ist schön durch die noch ruhige, in gelbliches Licht der Straßenlaternen getauchte Stadt zu laufen. Wir sind bei weitem nicht alleine hier um diese Uhrzeit. Es ziehen schon etliche Pilger und –gruppen mit ihren Bündeln in die gleiche Richtung. Viele Menschen schlafen noch vor den Hauswänden, eingewickelt in dünne Decken. Es sind meist Händler, die bald ihre Waren auf eben diesen Decken ausbreiten werden - Blumenkränze, Kerzen oder kleine Wasserkanister. Oder es sind Bettler, die für diesen Feiertag, der ein guter Betteltag sein wird, teils von Weitem her anreisten. Je mehr wir uns dem Ufer nähern, umso mehr Menschen begleiten uns, umso mehr Verkaufbuden sind bereits geöffnet. Um halb Fünf am Ufer angekommen, sehen wir, dass sehr viele ihr Bad bereits genommen haben, ihre Kleider und sich selbst trocknen, kämmen oder mit einem Behälter voller Ganges-Wasser bereits wieder auf dem Rückweg sind. Es herrscht eine freundliche und sehr intime Geschäftigkeit, ohne Lautsprechergesang und Laute Rufe. Eine ganz wunderbare Atmosphäre. Wir gehen dann weiter von Gath zu Gath, also immer dem Ufer entlang Richtung Süden. Hier sieht man jetzt kaum noch Menschen, einige Bootsmänner, die ihre Boote fertig machen, um sie bald Besuchern anzubieten. Einige Fischer gehen ihrer Arbeit nach. Nachtvögel, Frösche und Grillen sind zu hören. Die Hunde schlafen zusammengerollt in ihren Ecken. Ein frecher Welpe begleitet uns eine Weile und unser Herz wird ganz weich. Max füllt seine Flasche mit Gangeswasser auf und gabelt unterwegs unmöglichste Fundstücke auf für seine „Sammlung“ (diese Künstler!). Viele Menschen, die sich jetzt hier regen, übernachten hier Tag für Tag. So wie der Teeverkäufer an einem bestimmten Treppenabsatz. Wir kennen ihn schon lange hier an dieser Stelle und sahen ihn noch spät abends Feuer nachlegen unter seinem Topf. Jetzt streckt er sich und richtet seinen kleinen Zeltstand auf, der soeben noch sein Schlafzimmer war, und schürt Feuer, um den Wasserkessel aufheizen. Immer wieder kann man kleine Gruppen sehen, die hier in aller Stille ihr rituelles Bad nehmen und dabei gleich ihrer Körperhygiene nachgehen – Haare waschen, Zähneputzen etc. Kurz vor den kleinen Verbrennungsgath, wo momentan nur ein Feuer brennt, stehen einige Männer im Wasser und schlagen Wäschestücke am Waschstein ab. Es ist wieder Waschtag am Gath – ungeachtet aller anderen Festivitäten und Aktivitäten. Gewaschen und verbrannt wird täglich, weil ganz einfach täglich der Bedarf da ist. Kurz vor dem Assi-Gath, dem südlichsten und sehr lebendigen Gath in der Stadt bleiben wir stehen, um das Treiben zunächst aus der Entfernung zu betrachten. Ich mag diesen Gath sehr, weil er natürlich ins Wasser gleitet, ohne die vielen Treppen, die wie sonst innerhalb der Stadt, bis in den Ganges hinein reichen (obwohl das auch seine Reize hat). Viele Menschen stehen bis zu den Knien im Fluss und vollziehen ihr rituelles Bad. Sie schöpfen mit hohlen Händen oder mitgebrachten kleinen Krügen Wasser und schütten es wieder zurück. Das wiederholen sie mehrmals und es ist die Richtung des wieder ausgeschütteten Wassers, die zeigt, wem man damit huldigt: vom Körper weg – für den Ganga, zu sich – für die Ahnen. Dann tauchen die Pilger ganz im Wasser unter, 3-8 mal haben wir gezählt. Dann zieht man sich um und genießt den Aufenthalt oft mit der ganzen Familie. Kleine Kerzen werden am Ufer angezündet und Blumenkränze gelegt. Kinder bieten in ihren Körben Blumenschiffchen an, die man mit einer Kerze und Gebet oder Wunsch versehen dem Ganges übergeben kann. Es wird viel gelacht. Ein junger Brahmane vollzieht für alle Anwesenden die Morgenpuja (das Morgen-Ganges-Begrüßungsgebet). Bettlergruppen sitzen in einer lückenlosen Reihe entlang des Weges. Sie werden von jedem Pilger mit Reis beschenkt. Viele Bettlerfamilien sitzen bald vor einem ganzen Berg Reis oder ähnlichem Getreide, und der Spendestrom reißt nicht ab. Das Geben an diesen Feiertagen gehört dazu. Das sahen wir bereits bei letzten Mal im Januar..
Langsam werden die vielen Farben sichtbar und als wir am Gath selbst sitzen, eine Tasse heißen Chai in der Hand, geht die Sonne über dem Ganges auf. Ein zauberhafter roter Ballon. Das ist das frühe Aufstehen auf jeden Fall wert. Als wir nun wieder den Rückweg zurück zum Hauptgath antreten, steigt die Sonne schnell und wärmt alles angenehm auf. Die Uferstufen füllen sich schnell mit Menschen, Boote werden angeboten, alle Stände haben auf, jeden Moment klingelt ein Glöckchen eines der nicht zählbaren Tempel(chen). Einige Jungs spielen Cricket, Menschen mit Bündeln auf dem Kopf balancierend kommen uns entgegen, Flöten, Perlenketten und aller mögliche Schnickschnack werden uns an jeder Ecke angeboten. Es wird laut und voll. Die Wäsche hängt nun zum Trocknen. Ein Durchkommen ist immer schwieriger aber der Frühstückshunger treibt uns an. Auch auf der Hauptstraße kommen uns größere Menschenmengen entgegen, als sonst und wir sind froh, eine Autoriksha noch ergattert zu haben, die uns flott wieder heimbringt.



February 10th
It is "Mouni Amavasya 'a Hindu holiday and one of the main bathing days in the Ganges. The Hindus believe that it is the day on which the universe was created. On this day, the sun and moon enter the sign of Capricorn. On the Maha Kumbh more than 30 million pilgrims go to the banks of the Ganges, to pray to Lord Vishnu and bathing. Also in Varanasi again many people will celebrate their ritual bath in the morning. We want to be there again and go at 4 clock in the morning to the Maingath (Dasashwamedh Gath). It's nice to walk through the still quiet city, bathed in yellow light of the street lamps. We are far from alone here at this time. Several pilgrims and groups are going with their bundles in the same direction. Many people are still sleeping in front of the house walls, wrapped in thin blankets. They are mostly traders who soon will spread their wares on these same blankets: flowerchains, candles or small water containers. Or there are beggars. The more we approach the shore, the more people join us, the more stalls are already open. At half past five we arrive at the shore, and see that many have already taken her bath. It it a friendly and intimate busyness without loud speakers. A really great atmosphere. We then move on from Gath to Gath, always along the shore to the south. Here we see some boatmen, some fishermen going about their business. Night birds and frogs can be heard. The dogs sleep curled up in their corners. Max fills his bottle with Ganga water and finds most impossible things for his "collection" (this artists!). The tea vendor stretches himself, directs his small tent and stokes fire to heat up the boiler. Again and again, you can see small groups that take their ritual bath. Just before the small Burning-Gath there are four men hit the laundry in water on a washing stone. It's laundry day at Gath again - regardless of all other activities and festivities. Washing and burning is every day, simply because there is a daily demand. We arrive at Assi-Gath, which i like very much because it slides naturally into the water, without stairs, as usual in the city (although this also has its charms). Many people are up to their knees in water and perform their ritual bath. Then the pilgrims dipe in the water, 3-8 times we have counted. Then enjoy the stay with the whole family. Small candles are lit on the shore and laid wreaths. There is much laughter. A young Brahmin does the Morningpuja (the morning-Gangetic welcome prayer). Beggar groups sit in an unbroken line along the way. They are blessed by each pilgrim with rice. Giving and donation is one of the important things for all pilgrims. This we have already seen the last time.
Slowly all colors are visible and as we sit at Gath, a cup of hot chai in our hand, the sun rises over the Ganges. A magical red balloon. That's getting up early worth it. When we go back again, the sun warms quickly. The banks stages fill up fast with people, boats are offered, every moment rings a bell of one of the uncountable Temple. Some boys playing cricket, people with bundles on their heads come balancing against us, flutes, strings of beads are offered to us at any corner . It is noisy and crowded. The laundry hanging out to dry now . It is now more difficult to get through but the breakfast hunger drives us. Also on the main road we meet large numbers of people, as usual, and we are glad to get a Autoriksha, to bring us home again.


Monika

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