HINDUSTAN TIMES: 3 Millionen Pilger in Varanasi
12. Februar

Also, wenn wir geglaubt haben, dass nur Allahabad von Pilgern überschwemmt wird, wurden wir nun eines Besseren belehrt. Überschrift in der heutigen "HindustanTimes": Von Kumbh nach Kashi (Varanasi): 3 Millionen Pilger angekommen

Zitat: "Kashi* (Varanasi), die Stadt des Nirvana, ist die letzte Station der Pilger auf dem Rückweg von Kumbh Mela (Allahabad). Seit Sonntag 4 Uhr morgens reisen Pilger in der Stadt an und über 3 Millionen von ihnen sind in Kashi* per Bahn oder Auto bereits bis Montag Abend angekommen. (...) Nur einen Tag nach „Mauni Amavasya“ (=Feiertag und Hauptbadetag im Ganges) kommen die Kumbh-Pilger nun in der Tempelstadt an, um den „Kashi Vishwanath Tempel“am Montag, dem Tag des Gottes Shiva, zu besuchen. Die Anhänger bildeten schon in den frühen Morgenstunden, direkt nach ihrem rituellen Bad im Ganges, kilometerlange (!!) Warteschlangen vor dem Eingang zum Tempel. Eine große Anzahl Frauen, Kinder und alte Leute warteten geduldig in der Schlange, bis sie an die Reihe kamen, in den Tempel einzutreten, um Shiva anzubeten. (in der Zeitung steht merkwürdigerweise nicht, was all die Männer in der Schlage in der Zwischenzeit gemacht haben. Unserer Beobachtung nach dasselbe, wie Frauen, Kinder und Alte). Es gab absolutes Fahrverbot auf allen Hauptzufahrten zur Altstadt. Etliche Hilfsorganisationen öffneten Stände, um den Pilgern Wasser und Tee anzubieten. (…) Auf den Haupt-Gaths galten verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Sämtliche Schulen blieben geschlossen, um einerseits die Sicherheit der Kinder nicht zu gefährden und andererseits einen Verkehrsstau in der Stadt zu vermeiden. " Zitat Ende.
Am 15.2 ist der nächste Hauptbadetag. Und weil viele, die zur Kumbh von sehr weit her anreisen, dann gleich bis zu diesem Datum hier oder in Allahabad bleiben, warten alle Einwohner geduldig auf Samstag (16.) und wir mit ihnen, um wieder ungehindert durch die Stadt ziehen zu können.
February 12th: 3 mllions pilgrims in Varanasi
So, if we believed that only Allahabad is flooded with pilgrims, we have now been disabused. Headline in today's "Hindustan Times": From Kumbh to Kashi (Varanasi): 30 lakh** pilgrims arrive / Quote: "Kashi* (Varanasi), the cityof Nirvana, is the last stop of pilgrims returning from Kumbh. Since 4am on Sunday, pilgrims stated arriving in the city and over 30 lakh** pilgrims arrived in Kashi by trains and roads by Monday evening.The district administration is on its toes to ensure no untoward incident takes place. Just a day after 'Mauni Amavasya',pilgrims from Kumbh started arriving in temple town to visit Kashi Vishwanath temple on Monday, the day dedicated to Lord Shiva. Devotees started queuing up outside the temple since wee hours after taking bath in the Ganga. The queues streched up to several kilometres from the main entrance of the temple. A large number of women, children and old people (men?) patiently waited for their turn in the queue to enter the temple premises to worship Lord Shiva. All vehicular movement was banned onnthe Godowlia road. Several organisations had put up stalls to offer water and tea to pilgrims, who were waiting in the queue. (...) Special security arrangements were made at the gaths to prevent any toward incident. All schools were closed to ensure not only safety of children but also to keep the city free from traffic jams." End of quote.
At 15.2 is the next main bathing day. And because many pilgrims stay here until that date, all residents wait patiently for Saturday (16th) and we with them.

* 1lakh=100.000
** Kashi=anderer, hier üblicher Name für Varanasi / = Varanasi

Monika

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Mauni Amavasya
10. Februar
Es ist „Mauni Amavasya“ ein Hindu-Feiertag und einer der Hauptbadetage im Ganges. An diesem Tag treten Sonne und Mond in das Zeichen des Steinbocks ein. Es ist der Tag, an dem Manu Rishi (der Stammvater der Menschheit) vor Millionen vor Jahren auf der Welt erschien. Die Hindus glauben, es sei der Tag, an dem das Universum erschaffen wurde. Auf der Kumbh Maha strömen mehr als 30 Millionen Pilger zum Gangesufer, um zu Baden und zum Gott Vishnu zu beten. Auch in Varanasi werden wieder viele Menschen ihr rituelles Bad am Morgen feiern. Wir wollen wieder dabei sein und machen uns um 4 Uhr morgens auf Richtung Hauptgath (Dasashwamedh Gath). Der Rikshafahrer kann uns nicht bis zum Ziel fahren, denn der letzte Abschnitt der Zugangsstraße ist für den Verkehr gesperrt worden. Das ist anders, als beim letzten mal im Januar. Aber es ist schön durch die noch ruhige, in gelbliches Licht der Straßenlaternen getauchte Stadt zu laufen. Wir sind bei weitem nicht alleine hier um diese Uhrzeit. Es ziehen schon etliche Pilger und –gruppen mit ihren Bündeln in die gleiche Richtung. Viele Menschen schlafen noch vor den Hauswänden, eingewickelt in dünne Decken. Es sind meist Händler, die bald ihre Waren auf eben diesen Decken ausbreiten werden - Blumenkränze, Kerzen oder kleine Wasserkanister. Oder es sind Bettler, die für diesen Feiertag, der ein guter Betteltag sein wird, teils von Weitem her anreisten. Je mehr wir uns dem Ufer nähern, umso mehr Menschen begleiten uns, umso mehr Verkaufbuden sind bereits geöffnet. Um halb Fünf am Ufer angekommen, sehen wir, dass sehr viele ihr Bad bereits genommen haben, ihre Kleider und sich selbst trocknen, kämmen oder mit einem Behälter voller Ganges-Wasser bereits wieder auf dem Rückweg sind. Es herrscht eine freundliche und sehr intime Geschäftigkeit, ohne Lautsprechergesang und Laute Rufe. Eine ganz wunderbare Atmosphäre. Wir gehen dann weiter von Gath zu Gath, also immer dem Ufer entlang Richtung Süden. Hier sieht man jetzt kaum noch Menschen, einige Bootsmänner, die ihre Boote fertig machen, um sie bald Besuchern anzubieten. Einige Fischer gehen ihrer Arbeit nach. Nachtvögel, Frösche und Grillen sind zu hören. Die Hunde schlafen zusammengerollt in ihren Ecken. Ein frecher Welpe begleitet uns eine Weile und unser Herz wird ganz weich. Max füllt seine Flasche mit Gangeswasser auf und gabelt unterwegs unmöglichste Fundstücke auf für seine „Sammlung“ (diese Künstler!). Viele Menschen, die sich jetzt hier regen, übernachten hier Tag für Tag. So wie der Teeverkäufer an einem bestimmten Treppenabsatz. Wir kennen ihn schon lange hier an dieser Stelle und sahen ihn noch spät abends Feuer nachlegen unter seinem Topf. Jetzt streckt er sich und richtet seinen kleinen Zeltstand auf, der soeben noch sein Schlafzimmer war, und schürt Feuer, um den Wasserkessel aufheizen. Immer wieder kann man kleine Gruppen sehen, die hier in aller Stille ihr rituelles Bad nehmen und dabei gleich ihrer Körperhygiene nachgehen – Haare waschen, Zähneputzen etc. Kurz vor den kleinen Verbrennungsgath, wo momentan nur ein Feuer brennt, stehen einige Männer im Wasser und schlagen Wäschestücke am Waschstein ab. Es ist wieder Waschtag am Gath – ungeachtet aller anderen Festivitäten und Aktivitäten. Gewaschen und verbrannt wird täglich, weil ganz einfach täglich der Bedarf da ist. Kurz vor dem Assi-Gath, dem südlichsten und sehr lebendigen Gath in der Stadt bleiben wir stehen, um das Treiben zunächst aus der Entfernung zu betrachten. Ich mag diesen Gath sehr, weil er natürlich ins Wasser gleitet, ohne die vielen Treppen, die wie sonst innerhalb der Stadt, bis in den Ganges hinein reichen (obwohl das auch seine Reize hat). Viele Menschen stehen bis zu den Knien im Fluss und vollziehen ihr rituelles Bad. Sie schöpfen mit hohlen Händen oder mitgebrachten kleinen Krügen Wasser und schütten es wieder zurück. Das wiederholen sie mehrmals und es ist die Richtung des wieder ausgeschütteten Wassers, die zeigt, wem man damit huldigt: vom Körper weg – für den Ganga, zu sich – für die Ahnen. Dann tauchen die Pilger ganz im Wasser unter, 3-8 mal haben wir gezählt. Dann zieht man sich um und genießt den Aufenthalt oft mit der ganzen Familie. Kleine Kerzen werden am Ufer angezündet und Blumenkränze gelegt. Kinder bieten in ihren Körben Blumenschiffchen an, die man mit einer Kerze und Gebet oder Wunsch versehen dem Ganges übergeben kann. Es wird viel gelacht. Ein junger Brahmane vollzieht für alle Anwesenden die Morgenpuja (das Morgen-Ganges-Begrüßungsgebet). Bettlergruppen sitzen in einer lückenlosen Reihe entlang des Weges. Sie werden von jedem Pilger mit Reis beschenkt. Viele Bettlerfamilien sitzen bald vor einem ganzen Berg Reis oder ähnlichem Getreide, und der Spendestrom reißt nicht ab. Das Geben an diesen Feiertagen gehört dazu. Das sahen wir bereits bei letzten Mal im Januar..
Langsam werden die vielen Farben sichtbar und als wir am Gath selbst sitzen, eine Tasse heißen Chai in der Hand, geht die Sonne über dem Ganges auf. Ein zauberhafter roter Ballon. Das ist das frühe Aufstehen auf jeden Fall wert. Als wir nun wieder den Rückweg zurück zum Hauptgath antreten, steigt die Sonne schnell und wärmt alles angenehm auf. Die Uferstufen füllen sich schnell mit Menschen, Boote werden angeboten, alle Stände haben auf, jeden Moment klingelt ein Glöckchen eines der nicht zählbaren Tempel(chen). Einige Jungs spielen Cricket, Menschen mit Bündeln auf dem Kopf balancierend kommen uns entgegen, Flöten, Perlenketten und aller mögliche Schnickschnack werden uns an jeder Ecke angeboten. Es wird laut und voll. Die Wäsche hängt nun zum Trocknen. Ein Durchkommen ist immer schwieriger aber der Frühstückshunger treibt uns an. Auch auf der Hauptstraße kommen uns größere Menschenmengen entgegen, als sonst und wir sind froh, eine Autoriksha noch ergattert zu haben, die uns flott wieder heimbringt.



February 10th
It is "Mouni Amavasya 'a Hindu holiday and one of the main bathing days in the Ganges. The Hindus believe that it is the day on which the universe was created. On this day, the sun and moon enter the sign of Capricorn. On the Maha Kumbh more than 30 million pilgrims go to the banks of the Ganges, to pray to Lord Vishnu and bathing. Also in Varanasi again many people will celebrate their ritual bath in the morning. We want to be there again and go at 4 clock in the morning to the Maingath (Dasashwamedh Gath). It's nice to walk through the still quiet city, bathed in yellow light of the street lamps. We are far from alone here at this time. Several pilgrims and groups are going with their bundles in the same direction. Many people are still sleeping in front of the house walls, wrapped in thin blankets. They are mostly traders who soon will spread their wares on these same blankets: flowerchains, candles or small water containers. Or there are beggars. The more we approach the shore, the more people join us, the more stalls are already open. At half past five we arrive at the shore, and see that many have already taken her bath. It it a friendly and intimate busyness without loud speakers. A really great atmosphere. We then move on from Gath to Gath, always along the shore to the south. Here we see some boatmen, some fishermen going about their business. Night birds and frogs can be heard. The dogs sleep curled up in their corners. Max fills his bottle with Ganga water and finds most impossible things for his "collection" (this artists!). The tea vendor stretches himself, directs his small tent and stokes fire to heat up the boiler. Again and again, you can see small groups that take their ritual bath. Just before the small Burning-Gath there are four men hit the laundry in water on a washing stone. It's laundry day at Gath again - regardless of all other activities and festivities. Washing and burning is every day, simply because there is a daily demand. We arrive at Assi-Gath, which i like very much because it slides naturally into the water, without stairs, as usual in the city (although this also has its charms). Many people are up to their knees in water and perform their ritual bath. Then the pilgrims dipe in the water, 3-8 times we have counted. Then enjoy the stay with the whole family. Small candles are lit on the shore and laid wreaths. There is much laughter. A young Brahmin does the Morningpuja (the morning-Gangetic welcome prayer). Beggar groups sit in an unbroken line along the way. They are blessed by each pilgrim with rice. Giving and donation is one of the important things for all pilgrims. This we have already seen the last time.
Slowly all colors are visible and as we sit at Gath, a cup of hot chai in our hand, the sun rises over the Ganges. A magical red balloon. That's getting up early worth it. When we go back again, the sun warms quickly. The banks stages fill up fast with people, boats are offered, every moment rings a bell of one of the uncountable Temple. Some boys playing cricket, people with bundles on their heads come balancing against us, flutes, strings of beads are offered to us at any corner . It is noisy and crowded. The laundry hanging out to dry now . It is now more difficult to get through but the breakfast hunger drives us. Also on the main road we meet large numbers of people, as usual, and we are glad to get a Autoriksha, to bring us home again.


Monika

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Kumb Maha 2013 / 14.1. - 10.3.
'Kumbh Mela ist nicht so einfach in Worte zu fassen. Hier mein Versuch in Kurzform:
”Kumbh Mela“ heißt soviel wie: das „Fest des Kruges“ und ist das größte religiöse Fest des Hinduismus und der Welt überhaupt. Kurz zur Mythologie: Der Name „Fest des Kruges“ hat seinen Ursprung in der Legende vom „Quirlen des Milchozeans“. Der Milchozean wurde von den Göttern (den Guten) und Dämonen (den Bösen) am Anfang der Zeit mit Hilfe einer Riesenschlange, die als Seil diente, und des Götterbergs (als Mahlstein) gequirlt, um daraus den Nektar der Unsterblichkeit herauszufiltern. Dieser Nektar wurde dann in einem runden Krug (!) aus dem Milchozean getragen. Um diesen Krug aber stritten sich dann die Guten und die Bösen und dabei fielen vier Tropfen des Unsterblichkeitsnektars aus dem Krug auf die Erde. An diesen vier Stellen sind heute die Orte Allahabad, Haridwar, Ujjain und Nashik, an denen jeweils die Kumbh Mela stattfindet. Immer wenn die Gestirne Jupiter, Sonne und Mond in bestimmten Aspekten präzise zueinander stehen, manifestiert sich im Glauben der Menschen der göttliche Nektar in den Wassern des Ganges an diesen vier Stellen des Flusses und die Pilger nehmen dann ein „Bad in der Unsterblichkeit“. Generell gilt, dass das Bad an so genannten Tirthas (Zusammenfluss zweier Flüsse) von Sünden befreit. Das Baden an diesen astrologisch günstigen Tagen aber gilt um ein Millionenfaches mehr sündenbefreiend. Die oben genannten vier Städte beteiligen sich im Rotationssystem an der Ausrichtung der Kumbh Mela, die im 3-Jahres-, 6-Jahres-, 12-Jahres-Rhythmus stattfindet. Maha Kumbh, also die „große Kumbh“ ist immer in Allahabad eben alle 12 Jahre. Und dieses Jahr ist es wieder soweit –für uns standen also die Sterne sehr gut. Die Kumbh dauert dieses Jahr 56 Tage und hat einige „Hauptbadetage“, an denen die Sterne noch günstiger stehen, als sowieso schon. An solchen Hauptbadetagen ist ans Autofahren zwischen Ashram und Ufer nicht zu denken. Auch ein neugieriges Schlendern ist nicht möglich. 30 Millionen Pilger aus ganz Indien reisen dann an diesen Ort, mit dem Ziel: einmal im Ganges zu baden. Für viele das einzige Mal bei einer Kumbh. Wenn man dies schafft, steigen die Chancen, nach dem Tod, den Wiedergeburtenkreislauf zu durchbrechen und endlich direkt ins Nirvana zu gelangen. Der Hinduistische Glaube ist hier so tief verwurzelt und durch alle Kasten durch in den Alltag eingeflochten, das man hier wirklich länger verweilen muss, um es zu begreifen, (nicht zu verstehen).
Die Millionen strömen dann entlang der Straßen des Camps hinunter zum Gangesufer, ein Menschenfluss unvorstellbarer Größe. Abend finden Events statt, wie große Illuminationen á la „Luminale“. Viel Prominenz wird erwartet. An diesen Tagen finden die sog. „Königliche Prozessionen“ der Sadhus dort statt, der heiligen Männer, mit oder ohne Kleider, meist sonst zurückgezogene Asketen, nur mit Asche und Lendenschurz bekleidet (Naga Babas), die als erstes ins Wasser steigen dürfen. Um die Reihenfolge gibt es dort oft ziemlich unheiligen Streit. Dies wiederum ist eine große Attraktion für Touristen und Medien. Man kann sie dort alle sehen (auch außerhalb der Badezeiten in ihren Camps) die Swamis, Babas, Sadhus, Gurus, Yogis, und alle anderen, die man in Indien vermutet oder von deren Existenz man nichts gewusst hat. Sie stehen Jahrelang auf einem Bein oder nächtelang bewegungslos im Wasser, haben seit 25 Jahren nicht geschlafen oder sind große Gelehrte, haben Tausende Anhänger oder sind zurückgezogene Asketen. Es gibt Gruppierung aus allen indischen Regionen und Religionen, aus Nepal, Tibet (der Dalai Lama kommt), Bangladesh –ich glaube aus der ganzen Welt. Es gibt das Regenbogencamp der Hippies, die unabhängig vom Alter, immer noch so ausschauen, wie wir es von Bildern aus den 70ern kennen. Jeder lebt hier seinen Splien und darf das auch. Aber es ist ein Irrtum zu glauben, dass das Kastensystem hier aufgehoben ist. .
Die heiligste Stelle in Allahabad ist der sog. Triveni Sangham oder einfach SANGA, die Stelle, wo sich „drei Flüsse treffen“: die beiden Flüsse Ganges und Yamuna sowie der unterirdische mythologische Fluss Sarasvati - und das ist das Besondere an Allahabad. Da wollen natürlich alle Pilger hin – wir auch. 2./3. Februar: Aber wir haben uns entschieden, einen Hauptbadetag sorgfältig zu meiden, um die Chance zu haben, von unserem Camp aus mit dem Auto zum Fluss fahren und uns mehr umschauen zu können, denn von unserem Ashram, der Unterkunft im Camp waren es immerhin 7 km bis dahin. Das Camp für Pilger aller Art ist für dieses Ereignis extra errichtet worden und erstreckt sich über 50 – 60 km (!) Es liegt auf dem Teil des Flussbetts des Ganges, der außerhalb der Regenzeit trocken liegt. Auf den ersten Blick ähnelt das ganze einem gigantischen Flüchtlingslager. Der Unterschied liegt darin, dass alles unvorstellbar gut organisiert ist, bei aller indischen Improvisation unglaublich sauber (die besten europäischen Campingplätze sind dagegen reinste Dreckslöcher), friedlich und mit sehr viel Lebenslust, Gastfreundschaft und Freude erfüllt. Es gibt Pilger, die den ganzen Monat dort verbringen und darauf zwölf Jahre gewartet haben. Es gibt natürlich bessere und schlechtere Camp-Positionen, in Bezug auf die Nähe zum Sanga. Es gibt Luxuscamps und einfachste Zeltstädte, überall jedoch wird gekehrt, Müll entsorgt, Wasser gespritzt gegen den Staub. Es gibt auf dem gesamten Gelände Toiletten nach Geschlecht getrennt (Abb. "für Frauen"). Ok, natürlich pinkeln die Männer, wie überall so auch hier, an den Straßenrand, aber sie scheißen nicht dahin. Na und wir Frauen haben keine „Not“ und können also ganz entspannt ewig durchs Gelände schweifen. Das Gelände, das sind Quadratkilometergroße Sektoren, in denen sich jeweils zig „Ashrams“ befinden. Also abgetrennte Zeltstädte, die z.B. verschiedenen Gelehrten oder Glaubensgruppierungen gehören und in die man sich einmieten kann, wenn man zu dieser Gruppe irgendwie gehört oder jemanden kennt. Wir kennen jemanden und sind zu Gast bei Katarina Weslien (USA), die ihr 4-Mann-Zelt mit uns teilt. Die aus Schweden stammende Katarina unterrichtet an der School of the Art Institute of Chicago und hat sich aus Interesse und Neugier für einen ganzen Monat auf der Kumbh eingerichtet. Die guten Camps (wie auch unseres, re.) haben oft einen Aufpasser sowie gemeinsame Essenmöglichkeiten. Wir saßen an Tischen entlang des Küchenzeltes und es wurde ein einfaches aber sehr gutes Essen solange auf unsere Blechteller nachgelegt, bis wir dankend abwinkten. Anderorts fand die Essensausgabe auf dem Boden statt, (Abb.) aber ebenso kultiviert. Manche Ashrams haben immense Vorbauten, Riesenportäle, die wie auf einer Messe nur zur Schau und nur für diese Zeit aufgebaut wurden. Die Inder sind großartig darin, aus Bambusrohren Gerüste zu bauen, die dann mit Stoff bezogen werden und schließlich ausschauen wie gemauerte Paläste. Hallen für große Kundgebungen werden mit temporären Götterdarstellungen ausgestattet, die aus Ton, Stroh und Jute geformt werden. Alles ein Riesenfake – aber großartig. Für viele der hinduistischen Orden ist die Kumbh Mela der Ort für Einweihungen und Aufnahme von Schülern in ihre Gemeinschaft. Gleichzeitig werden auch Podien gehalten, interessante und wichtige Personen sowie auch Wichtigtuer sprechen und halten Audienzen und Vorlesungen. Es passiert ständig etwas irgendwo und man braucht sich nicht vom Fleck zu rühren, um eine Attraktion nach der anderen zu erleben. Die Kumbh ist ein Podium für jeden und alles, die weißen wie die schwarzen Schafe. Es ist ein Medienzirkus und Hokuspokus genauso wie eine beseelte göttliche Veranstaltung. In den Camps hängen gigantische Werbeplakate von Sadhus und Gurus aller Art. Über Lautsprecher dröhnen deren Predigten, Mantras, unaufhörliche Gesänge und Lobpreisungen. Ankündigungen und organisatorische Hinweise begleiten die Pilger 24 Stunden am Tag. Auch auf der Kumbh lieben es die Inder sehr laut. Sie haben Freude daran, andere an ihrer Freude teilhaben zu lassen. Und so geschehen auch hier alle möglichen Wunder und Taube werden wieder hörend - oder umgekehrt. Der Weg zum Fluss führt an endlos vielen Verkaufsständen vorbei, an Handwerkern und Dienstleistern aller Art. Hier werden Schuhe geflickt, da Fußnägel geschnitten, Haare geschoren, Zähne gezogen, Zelte gestopft und die Zukunft vorausgesagt. Man kriegt hier alle erdenklichen Waren und Devotionalien. Kinder, als Gottheiten verkleidet (Abb. ganz oben), posieren Fotografen und erhoffen sich dafür ein paar Rupien. Unzählige Brücken verbinden die beiden Ufer miteinander und lenken die Pilgerströme in Richtung der heiligen Mündung, wo Tausende Menschen in Ufernähe ins Wasser steigen (die meisten Inder können nicht schwimmen) oder sich mit Booten in die seichte Flussmitte bringen lassen. Sie segnen das Wasser, sich und ihre Angehörigen sowie die Ahnen. Sie beten, plantschen und spritzen sich gegenseitig nass, haben Spaß, streuen Blumen und zünden Kerzen an, fotografieren sich gegenseitig und am liebsten zusammen mit uns. Sie füllen das Heilige Wasser in Kanister für Daheimgebliebene oder eigene spirituelle Handlungen zu Hause. Das Alles geschieht mit unglaublich viel Freude und Lebenslust und großer Achtung vor dem Fluss, der hier das Göttliche selbst ist. Es ist unwesentlich, dass wenige Minuten flussaufwärts eine Großgerberei das Abwasser in die Heiligkeit abführt. Für die Inder ist das Wasser Heil bringend. „Im Gangeswasser gibt es kein Bakterien“, sagte uns der Bootfahrer, „du kannst es ein Jahr lang zu hause aufbewahren und es wird nicht schlecht.“
Einige wenige Gruppierungen sehen das Verschmutzungsproblem klar und fürchten um das Leben der Lebensader Indiens. Auch sie, hier Ingenieure, nutzen das Forum Kumbh, um gegen die Verschmutzung mit Plakaten und gesungenen Aufrufen zu demonstrieren. Obwohl es viele solche Aktivitäten gibt, und sie Unterstützung finden bei prominenten Swamis, scheint es Tropfen auf den heißen Stein zu sein, der keinen Anwesenden bei seinem Treiben hier stört. Aber es ist medienwirksam und die Hoffnung stirbt zuletzt, dass sich etwas verändern wird. Mit Anup, unserem supernetten Begleiter, der in der Residency für die Lösung aller profanen und praktischen Probleme zuständig und ständig aufmerksam und zuvorkommen ist, sowie seinem Vater, unserem (Auto)Fahrer an dem Tag sind auch wir mit dem Boot raus gefahren zum Zentrum der Vereinigung der drei Flüsse. Auch wir haben „der Wissenschaft halber“ dort Wasser abgefüllt (Abb. denn man kann ja nie wissen). Anup und ein Vater nahmen aber gleich zwei Kanister mit. Nicht selten gibt es ein großes TamTam, und irgend ein Wichtiger (oder Wichtigtuer) steigt mit einer Prozession ins Wasser. Stets begleitet von Sicherheitsbeamten und Kameraleuten. Als „Weiße“ mit Kamera haben wir aber stets die Eintrittskarte in die erste Reihe. „Alle Menschen zur Seite! Aber alle Kameras vor! Vor allem die ausländischen“. Nicht nur Verkaufsstände säumen alle Wege, sondern auch Bettler, vor allem Versehrte aller Art. Wen man bei uns „plastisch korrigiert“ oder hinter Türen verschließt, weil wir uns nicht damit beschäftigen wollen, der ist hier direkt zu sehen, nebeneinander mit Leben, Jugend und Geschäft und Heiligtum. Krüppel, aller vorstellbaren und unvorstellbaren Art, Leprakranke, Verstümmelte und nicht in Worte Fassende. Keiner wird fortgejagt oder auf Distanz geschickt. Jeder hat hier seinen Platz und Berechtigung zu sein, ob Mensch oder Hund. Es gibt keine Scheu voreinander.
Abends werden die Lautsprecher noch lauter und vielzähliger. Das meiste spielt sich jetzt auf dem Campgelände ab. Die verschiedenen Babas und Sadhus rufen ihre Jünger und alle anderen in ihre Camps, um Vorträge zu halten, Hasch zu rauchen, Tea und Anderes zu trinken, gemeinsam zu Beten, Fremde übers Ohr zu hauen, zu bekehren, gemeinsam zu feiern, zu essen, fachsimpeln, diskutieren, oder von der Anreise zu erzählen. Es gibt alle Varianten: von den einfachen einladenden Lagerfeuern mit netten Menschen bis zu Las Vegas – imposant beleuchteten Riesenpalästen mit Kundgebungen und Wunderversprechen. Einfach alles nur Erdenkliche. Am Ganges ist derweil mehr Ruhe eingekehrt. Einzelne zünden Kerzen an, legen Blumenkränze ans Ufer und beten ihre persönliche Aarti (Abend-„Putscha“-Gebet). Kinder suchen mit Magneten an Angeln das Ufer nach gespendeten Münzen oder beim Bad verloren gegangenem ab. Fällt man dann nach so einem Tag mit brummendem Schädel fix und fertig ins Feldbett, will man nur noch schnell wieder nach hause. Am nächsten Morgen aber, will man da nicht mehr wieder weg.

Wer mehr will: http://kumbhmelaallahabad.gov.in, das ist die offizielle Seite.

Kumbh Mela is not easy to describe in words.
It is the biggest religious festival of Hinduism and the world in general. At this point, I ask for understanding, not to translate all the text into English. That is beyond my capacity and the scope here. Please look by yourself in internet or try an online translator. Thank you!

Monika

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