Aumletts
Feb. 2013
Ende Februar und unser Aufenthalt in Varanasi geht langsam zu Ende. Die Materialsammlungen sind beendet, die Hustenbonbons gelutscht, die Ohrstöpsel aufgebraucht und alle Visitenkarten verteilt. In der Residency warten unsere Taschen darauf, gepackt und die Studios geräumt zu werden. Aber das hat noch wenige Tage Zeit und diese wollen wir lieber an den Gaths verbringen. Vielleicht ein letztes Konzert noch hören, unsere letzten Geschenke an die Kinder vom Assi-Gath verteilen, unseren Abschiedsabend in der Lotus Lounge organisieren und uns die letzten „hugs for free“ von Shivani abholen. Und so saßen wir an diesem Morgen in ihrem Aum-Café zum Frühstück mit gewürzten Haferflocken und Safrantee und überlegten etwas wehmütig, wie wir es wohl anstellen könnten, sehr bald wieder hierher zurück zu kommen.
Das Aum-Café ist ein kleines feines vegetarisches Lokal auf der Höhe des Assi-Gaths mit sauberem Wasser und täglich frisch zubereiteten Biospeisen. Die Wände des Aum-Cafés schmücken außer Plakaten und Kleidungsstücken auch kleine rote Herzen, auf denen die Angebote des Lokals aufgelistet sind, unter anderem auch: „hugs“ (Umarmungen). Wo es die denn gäbe, fragte Ariane sofort, als wir das erste Mal dort ankamen. Und ohne zu zögern öffnete Shivani ihre Arme und sagte. „hier!“. Und so umarmten wir Shivani bereits, bevor wir die ersten eierlosen Omeletts dort probierten. Danach hätten wir es direkt noch einmal tun können, denn diese geheimnisvolle Spezialität ist großartig*. Ganz besonders ist Shivani selbst. Die gebürtige Amerikanerin hat dieses Lokal vor Jahren mit viel Mühe und gegen viel Widerstand aufgebaut und neben sehr guten kleinen Speisen bietet sie noch viel Wissen über Ayuverda, Yoga u.v.m. ………….
Die fünf schwarzweiß gefliesten Tische waren noch nicht alle voll besetzt. Die vorwiegend westlichen Touristen, die das Café aufsuchen, bleiben selbst in Indien lieber unter sich und wählen, solange vorhanden, stets einen noch freien Tisch aus. Sich irgendwo dazu zu setzen, bringt die meisten von uns in Verlegenheit und es ist nicht gesagt, dass auf diese Weise zustande gekommene Tischgesellschaften dann auch anregend kommunizieren. So saßen in zwei Ecken jeweils vereinzelt junge Traveller in ihre Notebooks vertieft, per Wifi mit der Außenwelt verbunden, während ein anderer Tisch mit einer Gruppe schwergewichtiger englischer Blondinen überquoll. Ariane und ich teilten uns den kleinsten Platz direkt am Eingang, weil unser Lieblingstisch mit dem Rattansofa und vielen bunten Kissen durch zwei Touristinnen, die das Experiment des Sichdazusetzen gewagt haben und sich nun in der Phase des respektvollen Anschweigens befanden, bereits belegt war. Genau diesen Tisch steuerte nun ein älterer Globetrotter auf seinen zwei Krücken an. Er war sichtlich geschafft vom mühsamen Aufstieg die engen geländerlosen Stufen hinauf ins 2. OG, wo sich diese kleine Oase befindet. Nach einer kurzen Verschnaufpause zeigte der neue Gast auf das Sofa und fragte freundlich, ob er sich dorthin dazusetzen dürfe. Daraufhin erwachten die Geister der beiden Frauen und sofort boten sie ihm selbstlos einen der beiden freien Stühle an ihrem Tisch an. Es war keinerlei Ablehnung, die diese Geste initiierte, sondern vielmehr ein Ausdruck weiblicher Fürsorge und angeborene Hilfsbereitschaft. In der Tat war der Stuhl für einen gehbehinderten Menschen, wie diesen hier, deutlich einfacher zu erreichen, um seine Beine dort auszustrecken als das an der Wand stehende Sofa. Denn um dort hin zu kommen, bedurfte es zunächst einer Umrundung der davor stehenden Säule und ein anschließendes geschmeidiges Hineinfließen zwischen Tisch und Sitzfläche, wobei man damit noch lange seine Beine nicht verstaut hat geschweige denn die beiden Krücken, die bei einem solchen Manöver einfach zwei zu viel sind und überall nur anecken. Als der Mann daraufhin lächelnd erwiderte, er würde dennoch das Sofa bevorzugen, hörte man förmlich im ganzen Raum, wie die Welten der beiden Tischgesellinen in sich zusammenbrachen. Er hat es schließlich geschafft und etwas Erfrischendes dort getrunken. Ein anregendes Gespräch kam an diesem Tisch nicht zustande. Uns war schnell klar, dass dieser Gast sich nicht das erste Mal diese Stufen hinaufgeschafft hat und sicher auch nicht das letzte Mal. Er kannte die Speisekarte auswendig und die Bedienung mit Namen. Ich habe nicht gesehen, wann der Mann wieder gegangen ist, zu sehr waren Ariane und ich in unser Gespräch vertieft. Aber ich glaube, er bedauerte es ebenso wie wir, dass Shivani an diesem Tag nicht dort war. Wir zumindest hätten ihr gerne unsere Umarmung zum Abschied geschenkt, wie sie uns ihre zu Beginn. Ein Lächeln, ein Herz und das Geheimnis um die eierlosen Omeletts haben wir aber mitgenommen.
Aumletes
End of February, and our stay in Varanasi walked slowly to the end. The material collections were completed, sucked the cough drops, the earplugs used up and distributed all the business cards. But we still had a few days and those we wanted rather to spend at the Gaths. Maybe hear a last concert, distribute our last gifts to the children of Assi-Gath, organize our farewell dinner at the Lotus Lounge, and maybe get the last "hugs for free" by Shivani. And so we sat that morning in her “Aum-Café” for breakfast with spiced oat meal and safrantea.
The Aum Cafe is a cute little vegetarian restaurant at the Assi-Gath with clean water and daily freshly prepared organic food. The walls of the Aum Café are decorated with small red hearts on which the offers of the café are written, among other things: "hugs". When we were the first time there, Ariane asked immediately, where we could get some. And without hesitation, Shivani opened her arms and said "here". And so we hugged Shivani even before we tasted the first egg-free omelette*. Then we would just do it again, because this mysterious specialty is great. Also Shivani is very “especially”. The American has built this place for years with much effort and against a lot of opposition.
There are only five small tables inside. Ariane and I shared the smallest space at the entrance, because our favorite table, this with a rattan sofa and lots of colorful pillows was already occupied. We regretted that Shivani was not there that day. We would be glad, if we could give her our “hug goodbye”. But a smile, a heart and the secret of the eggless omelets we have taken.
siehe Homepage /link homepage: >>Aum-Café
Monika
*PS. Ich habe das Geheimnis der eierlosen Omelettes gelüftet, als ich diesen Frühling in Livorno (Italien) war: Der Tipp heißt: "torta di ceci", und dazu braucht man außer Wasser und etwas Olivenöl vor allem die "farina di ceci", also ganz einfach Kichererbsenmehl (!!!). Allerdings, einen Zaubertrick kennen heißt noch lange nicht, ihn zu beherrschen...hmm, Shivani, wir kommen wieder! (Mai 2013)
*Now I know the secret of the egg-free omelettes. I got it, when I was in Livorno (Italy) this spring: The hint is: "torta di ceci", and this one needs except water and a little olive oil especially the "farina di ceci", and this is chickpea flour (!). However, to know a magic trick does not mean to be able to manage it ... hmm, Shivani, we will be back! (may 2013)
Ende Februar und unser Aufenthalt in Varanasi geht langsam zu Ende. Die Materialsammlungen sind beendet, die Hustenbonbons gelutscht, die Ohrstöpsel aufgebraucht und alle Visitenkarten verteilt. In der Residency warten unsere Taschen darauf, gepackt und die Studios geräumt zu werden. Aber das hat noch wenige Tage Zeit und diese wollen wir lieber an den Gaths verbringen. Vielleicht ein letztes Konzert noch hören, unsere letzten Geschenke an die Kinder vom Assi-Gath verteilen, unseren Abschiedsabend in der Lotus Lounge organisieren und uns die letzten „hugs for free“ von Shivani abholen. Und so saßen wir an diesem Morgen in ihrem Aum-Café zum Frühstück mit gewürzten Haferflocken und Safrantee und überlegten etwas wehmütig, wie wir es wohl anstellen könnten, sehr bald wieder hierher zurück zu kommen.
Das Aum-Café ist ein kleines feines vegetarisches Lokal auf der Höhe des Assi-Gaths mit sauberem Wasser und täglich frisch zubereiteten Biospeisen. Die Wände des Aum-Cafés schmücken außer Plakaten und Kleidungsstücken auch kleine rote Herzen, auf denen die Angebote des Lokals aufgelistet sind, unter anderem auch: „hugs“ (Umarmungen). Wo es die denn gäbe, fragte Ariane sofort, als wir das erste Mal dort ankamen. Und ohne zu zögern öffnete Shivani ihre Arme und sagte. „hier!“. Und so umarmten wir Shivani bereits, bevor wir die ersten eierlosen Omeletts dort probierten. Danach hätten wir es direkt noch einmal tun können, denn diese geheimnisvolle Spezialität ist großartig*. Ganz besonders ist Shivani selbst. Die gebürtige Amerikanerin hat dieses Lokal vor Jahren mit viel Mühe und gegen viel Widerstand aufgebaut und neben sehr guten kleinen Speisen bietet sie noch viel Wissen über Ayuverda, Yoga u.v.m. ………….
Die fünf schwarzweiß gefliesten Tische waren noch nicht alle voll besetzt. Die vorwiegend westlichen Touristen, die das Café aufsuchen, bleiben selbst in Indien lieber unter sich und wählen, solange vorhanden, stets einen noch freien Tisch aus. Sich irgendwo dazu zu setzen, bringt die meisten von uns in Verlegenheit und es ist nicht gesagt, dass auf diese Weise zustande gekommene Tischgesellschaften dann auch anregend kommunizieren. So saßen in zwei Ecken jeweils vereinzelt junge Traveller in ihre Notebooks vertieft, per Wifi mit der Außenwelt verbunden, während ein anderer Tisch mit einer Gruppe schwergewichtiger englischer Blondinen überquoll. Ariane und ich teilten uns den kleinsten Platz direkt am Eingang, weil unser Lieblingstisch mit dem Rattansofa und vielen bunten Kissen durch zwei Touristinnen, die das Experiment des Sichdazusetzen gewagt haben und sich nun in der Phase des respektvollen Anschweigens befanden, bereits belegt war. Genau diesen Tisch steuerte nun ein älterer Globetrotter auf seinen zwei Krücken an. Er war sichtlich geschafft vom mühsamen Aufstieg die engen geländerlosen Stufen hinauf ins 2. OG, wo sich diese kleine Oase befindet. Nach einer kurzen Verschnaufpause zeigte der neue Gast auf das Sofa und fragte freundlich, ob er sich dorthin dazusetzen dürfe. Daraufhin erwachten die Geister der beiden Frauen und sofort boten sie ihm selbstlos einen der beiden freien Stühle an ihrem Tisch an. Es war keinerlei Ablehnung, die diese Geste initiierte, sondern vielmehr ein Ausdruck weiblicher Fürsorge und angeborene Hilfsbereitschaft. In der Tat war der Stuhl für einen gehbehinderten Menschen, wie diesen hier, deutlich einfacher zu erreichen, um seine Beine dort auszustrecken als das an der Wand stehende Sofa. Denn um dort hin zu kommen, bedurfte es zunächst einer Umrundung der davor stehenden Säule und ein anschließendes geschmeidiges Hineinfließen zwischen Tisch und Sitzfläche, wobei man damit noch lange seine Beine nicht verstaut hat geschweige denn die beiden Krücken, die bei einem solchen Manöver einfach zwei zu viel sind und überall nur anecken. Als der Mann daraufhin lächelnd erwiderte, er würde dennoch das Sofa bevorzugen, hörte man förmlich im ganzen Raum, wie die Welten der beiden Tischgesellinen in sich zusammenbrachen. Er hat es schließlich geschafft und etwas Erfrischendes dort getrunken. Ein anregendes Gespräch kam an diesem Tisch nicht zustande. Uns war schnell klar, dass dieser Gast sich nicht das erste Mal diese Stufen hinaufgeschafft hat und sicher auch nicht das letzte Mal. Er kannte die Speisekarte auswendig und die Bedienung mit Namen. Ich habe nicht gesehen, wann der Mann wieder gegangen ist, zu sehr waren Ariane und ich in unser Gespräch vertieft. Aber ich glaube, er bedauerte es ebenso wie wir, dass Shivani an diesem Tag nicht dort war. Wir zumindest hätten ihr gerne unsere Umarmung zum Abschied geschenkt, wie sie uns ihre zu Beginn. Ein Lächeln, ein Herz und das Geheimnis um die eierlosen Omeletts haben wir aber mitgenommen.
Aumletes
End of February, and our stay in Varanasi walked slowly to the end. The material collections were completed, sucked the cough drops, the earplugs used up and distributed all the business cards. But we still had a few days and those we wanted rather to spend at the Gaths. Maybe hear a last concert, distribute our last gifts to the children of Assi-Gath, organize our farewell dinner at the Lotus Lounge, and maybe get the last "hugs for free" by Shivani. And so we sat that morning in her “Aum-Café” for breakfast with spiced oat meal and safrantea.
The Aum Cafe is a cute little vegetarian restaurant at the Assi-Gath with clean water and daily freshly prepared organic food. The walls of the Aum Café are decorated with small red hearts on which the offers of the café are written, among other things: "hugs". When we were the first time there, Ariane asked immediately, where we could get some. And without hesitation, Shivani opened her arms and said "here". And so we hugged Shivani even before we tasted the first egg-free omelette*. Then we would just do it again, because this mysterious specialty is great. Also Shivani is very “especially”. The American has built this place for years with much effort and against a lot of opposition.
There are only five small tables inside. Ariane and I shared the smallest space at the entrance, because our favorite table, this with a rattan sofa and lots of colorful pillows was already occupied. We regretted that Shivani was not there that day. We would be glad, if we could give her our “hug goodbye”. But a smile, a heart and the secret of the eggless omelets we have taken.
siehe Homepage /link homepage: >>Aum-Café
Monika
*PS. Ich habe das Geheimnis der eierlosen Omelettes gelüftet, als ich diesen Frühling in Livorno (Italien) war: Der Tipp heißt: "torta di ceci", und dazu braucht man außer Wasser und etwas Olivenöl vor allem die "farina di ceci", also ganz einfach Kichererbsenmehl (!!!). Allerdings, einen Zaubertrick kennen heißt noch lange nicht, ihn zu beherrschen...hmm, Shivani, wir kommen wieder! (Mai 2013)
*Now I know the secret of the egg-free omelettes. I got it, when I was in Livorno (Italy) this spring: The hint is: "torta di ceci", and this one needs except water and a little olive oil especially the "farina di ceci", and this is chickpea flour (!). However, to know a magic trick does not mean to be able to manage it ... hmm, Shivani, we will be back! (may 2013)
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